Parco Casarico Sorengo

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Die Überbauung Parco Casarico ist eine Neubausiedlung in der Nähe des Laghetto di Muzzano in der Region Lugano. Drei Aspekte waren für die Landschaftsarchitekten in der Planung massgebend: Die Aufrechterhaltung  der bestehenden ökologischen Vernetzungsachsen, der bereits belastete Laghetto di Muzzano als möglichen Vorfluter und die bereits an ihre Kapazitätsgrenze stossende öffentliche Kanalisation. Die Siedlung hat 2022 den Binding Innovationspreis für Biodiversität gewonnen..

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Wohnanlage mit üppiger Vegetation und einem Teich,
Wohnanlage mit üppiger Vegetation und einem Teich.
Gehweg durch Vegetation
Wohnhäuser mit Grünflächen
Wohnhaus mit Kinderspielplatz
Teich vor Wohngebäude und FussgängerInnen
Wohnhaus mit Vegetation

© Bilder (1, 2, 3, 6, 9) De Molfetta & Strode © Bilder (4, 5, 7, 8) Igor Ponti

Übersicht Wirkung

intendierte Wirkung aus Sicht Regenwasser-management
  • Verdunstung fördern
  • Regenwasser langfristig zurückhalten
  • Oberflächenabfluss reduzieren
  • temporärer Rückhalt zur Brechung von Abflussspitzen
  • kontrollierte Ableitung über Notabflussweg
weitere Wirkung
  • Hitzeminderung
  • Anreicherung Grundwasser
  • Förderung Biodiversität
  • Schaffung von Spiel-, Bewegungs- und Begegnungsraum
  • Verkehrsberuhigung / -reduktion

Projektkonzept

Das Projekt Parco Casarico hatte zum Ziel, die ökologische Durchgängigkeit durch Begrünung und Regenwasserbewirtschaftung zu gewährleisten. Der Park wurde mit vielen Elementen der Schwammstadt geplant, die sich positiv auf die Regenwasserbewirtschaftung auswirken. Neben privaten Bereichen, die nur für Bewohnerinnen und Bewohner zugänglich sind, gibt es auch einen Quartierpark, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Vorgaben aus dem Nutzungsplan

Der Nutzungsplan der Gemeinde (piano regolatore, PR) schrieb bereits gewisse Grundsätze im Umgang mit dem Boden und dem Regenwasser vor. Z.B. dürfen die versiegelten Flächen nicht mehr als 15% der Grundstückfläche betragen, und die Flachdächer müssen für den Rückhalt von Regenwasser ausgelegt und zu mindestens 50% begrünt werden. Zudem wird die Erstellung eines Quartierplanes vorgeschrieben. Dieser muss die verschiedenen Schutzzonen der Landschaft und des Riale Casarico (ein Bach, welcher entlang der Parzelle fliesst) berücksichtigen und ein Regenwasserbewirtschaftungskonzept beinhalten. Das Regenwasser ist mittels Versickerung, Rückhalt und Reduktion der versiegelten Flächen zu bewirtschaften.

Schwammstadtelemente

Das Projekt des Parco Casarico legt grossen Wert auf ein umfassendes Regenwassermanagement. Um das anfallende Regenwasser auf den Bodenflächen zurückzuhalten, gibt es verschiedene Elemente, in denen das Wasser gespeichert werden kann. Zunächst wurde ein Hauptrückhaltebecken gebaut, in das das Wasser eingeleitet werden kann. Darüber hinaus gibt es mehrere Regengärten, die an strategisch günstigen Stellen in der Topographie angelegt wurden. Die Versickerungsfähigkeit der Flächen kann als «hoch» eingestuft werden. Das Wasser kann entweder im gesamten Park unterirdisch versickern oder lokal über das Hauptwasserbecken in der Mitte des Parks verdunsten. Das gesamte anfallende Regenwasser wird gesammelt und vor Ort durch Phytoremediation gereinigt. Das Wasser ist im gesamten Park zugänglich und wurde so erlebbar gemacht.

Der Parco Casarico weist einen hohen Vegetationsbestand auf. Bei der Bepflanzung stand die Förderung der Biodiversität im Vordergrund. Bei der Planung wurde darauf geachtet, dass die langfristige Entwicklung der Landschaft zugunsten der Schaffung eines Biodiversitäts-Hotspots mit einem grossen Wald und reichem Unterholz berücksichtigt wurde. Zwei alte Bäume, die sich bereits auf dem Gelände befanden, wurden in die neue Bepflanzung integriert. Bei der Auswahl der Pflanzen wurde darauf geachtet, klimaangepasste und hitzeresistente Arten zu verwenden. Dazu gehören die Steineiche, die Korkeiche, der westliche Erdbeerbaum, die Mannaesche und der Olivenbaum. Allen Bäumen wurde ausreichend Bodenvolumen für die Wurzelentwicklung zur Verfügung gestellt. Um die Versickerung und den Wurzelraum zu fördern, wurde die gesamte Infrastruktur unter den Wegen und Mauern verlegt.

Die Gebäude des Projektes wurden mit begrünten Dächern ausgestattet, mit einem Substrataufbau von 15 cm und einem Sedumteppich. Das überschüssige Wasser wird in den zentralen Teich geleitet, wo die Phytoremediation stattfindet.

Das Projekt reduziert den städtischen Hitzeinseleffekt auf ein Minimum. Aus diesem Grund wurden die meisten Oberflächen mit durchlässigen Materialien versehen. Die Gebäude bestehen aus mehrheitlich schwarzem Beton, doch wurde darauf geachtet, dass die Bäume den schwarzen Beton verschatten um diese nicht zu erhitzen.

Beitrag zur Biodiversität

Um die Artenvielfalt zu fördern, wurde darauf geachtet, dass durch die Komplexität der Umgebung, die Sonnen- und Schattenexposition und die unterschiedlichen Feuchtigkeitsverhältnisse die Vielfalt gefördert wird. Neben der Vegetation gibt es auch Steinhaufen und gefällte Baumstämme, die vor allem Insekten, Vögeln und kleinen Säugetieren einen Lebensraum bieten. Bei der Auswahl der Vegetation wurde darauf geachtet, einheimische und standortgerechte Pflanzen zu verwenden und keine Neophyten zu pflanzen.

Nutzen und Wirkungen des Projektes

Der Parco Casarico leistet in mehrfacher Hinsicht einen wertvollen Beitrag zum Hitzeschutz und zum klimaangepassten Regenwassermanagement. Durch die üppige Vegetation und die vielen offenen Wasserflächen kann Verdunstung stattfinden, wodurch die Umgebungstemperatur gesenkt wird. Durch verschiedene Elemente im Boden und auf den Dächern kann Wasser zurückgehalten werden, was ebenfalls die Verdunstung fördert und die Kanalisation entlastet, indem Abflussspitzen gebrochen werden. Der gebaute Teich ist in der Lage, ein 50-jähriges Regenereignis aufzunehmen.

Anwohnerinnen und Anwohnern bietet der Park ein attraktives Wohnumfeld. Nicht nur die Anwohnerinnen und Anwohnern können von dem grünen und wasserreichen Umfeld profitieren. Durch den öffentlichen Quartierspark ist dies auch der Öffentlichkeit möglich. Dies fördert somit den Spiel- und Bewegungsraum der Wohnsiedlung und steigert die Lebensqualität der Menschen.

Unterhalt des Projektes

Um die Pflege der Siedlung zu gewährleisten, wurde ein Pflegeplan erstellt, der regelmässig aktualisiert wird. Das Gesamtkonzept sieht einen geringen Pflegeaufwand für Schnitt und Pflege der Vegetation vor. Vor Ort gibt es einen Recyclingplatz für Kompostmaterial. Generell sieht der Siedlungsentwurf die Schaffung eines durchgehenden und grosszügigen Kronendachs vor.

Die Pflegearbeiten werden in der Regel auf zwei Teams aufgeteilt: Ein Team ist ständig vor Ort (Mähen des Rasens, Reinigung der Oberflächen wie Wege und Pfade usw.), das andere Team führt gelegentliche Wartungsarbeiten durch (Beschneiden der Bäume, Mulchen, Bewässerung und Wartung der hydraulischen Infrastruktur des Beckens usw.). Auf diese Weise wird der Vegetation ein optimales Umfeld geboten, in dem sie sich wie geplant entwickeln kann.

Gewonnene Erkenntnisse

Das Projekt Parco Casarico war erfolgreich, weil es sich als Hotspot der Biodiversität erwies. Das Projekt kam auch bei Anwohnerinnen und Anwohnern gut an, da es durch die natürliche und aktive Umgebung eine hohe Lebensqualität bietet. Durch die Regenwasserbewirtschaftung und -rückhaltung trägt das Projekt dazu bei, Lebensraum für bestimmte Arten im urbanen Gebiet zu schaffen. Diese landschaftsgestalterischen Aspekte haben dazu geführt, dass die kantonale Fachstelle für Landschaft und Natur dem Bauprojekt zugestimmt hat. Darüber hinaus wurden während der Bauarbeiten zwei Grundwasserquellen entdeckt, die in das hydrologische System des Projekts integriert wurden.

Die Herausforderung bei diesem Projekt bestand darin, die Durchgängigkeit des Bodens zu erhalten, da unterirdisch eine Tiefgarage mit 300 Parkplätzen gebaut werden sollte. Diese steht nun teilweise unter dem Retentionsteich.

Die drei wichtigsten Erkenntnisse für die Planer aus diesem Projekt waren:

«Einer der erfreulichsten Aspekte des Planungsprozesses für den Parco Casarico war die Tatsache, dass die Landschaftsplanung von Anfang an in die Planung einbezogen wurde und ökologische Strategien von Anfang an berücksichtigt wurden».

«Eine weitere wichtige Lehre aus dieser Planungserfahrung war die Einrichtung einer Baum- und Pflanzenschule vor Ort während der Bauphasen des Projekts, damit sich die Pflanzen des zukünftigen Parks vollständig an ihre neue Umgebung anpassen konnten.»

«Ein Aspekt, der bei Grossprojekten dieser Art immer berücksichtigt werden muss, sind die möglichen Auswirkungen auf die umliegenden Gebiete. Zum Beispiel sollte das Wasserrückhalte- und -verteilungssystem in der Siedlung Auswirkungen auf den grösseren Kontext haben und nicht nur auf die Grundstücksgrenzen beschränkt sein.»

Projektinformationen

Planung und Ausführung: 2015 – 2020

Fertigstellung: Juni 2022

Eigentum: Conca d’Oro SA

Bauherrschaft: Garzoni SA

Architektur: Attilio Panzeri & Partners, Lugano

Landschaftsarchitektur: De Molfetta & Strode, Lugano

Ingenieurbüro: Mantegazza & Cattaneo, Lugano

Kontaktperson: Federico De Molfetta

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