Bergstrasse Luzern

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Im Rahmen der Generellen Entwässerungsplanung (GEP) wurde festgestellt, dass die Kanalisation in der Bergstrasse bei starken Niederschlägen ein zu geringes Fassungsvermögen aufweist. Die entsprechende GEP–Massnahme war der Auslöser für das vorliegende Projekt. Über die Planungskoordination wurden die weiteren Bedürfnisse erhoben und die Infrastruktur der Bergstrasse in einem Gesamtprojekt erneuert. Dies beinhaltete eine Erneuerung der Kanalisation, Entsiegelung von Parkplätzen, Baumpflanzungen nach dem Stockholmer-Prinzip und das Einrichten einer Begegnungszone.

Kategorien

Sanierte Strasse
Strasse mit Bäumen
Baumrigolen
Baumrigolen

© Alle Bilder: Stadt Luzern

Übersicht Wirkung

intendierte Wirkung aus Sicht Regenwasser-management
  • Verdunstung fördern
  • Regenwasser langfristig zurückhalten
  • Oberflächenabfluss reduzieren
  • temporärer Rückhalt zur Brechung von Abflussspitzen
  • kontrollierte Ableitung über Notabflussweg
weitere Wirkung
  • Hitzeminderung
  • Anreicherung Grundwasser
  • Förderung Biodiversität
  • Schaffung von Spiel-, Bewegungs- und Begegnungsraum
  • Verkehrsberuhigung / -reduktion

Projektkontext

Mit der Gesamtsanierung konnten Elemente der Klimaanpassungsstrategie aufgegriffen werden. Die vorhandenen Längsparkplätze entlang der Straße wurden durch Bauminseln abgegrenzt und die Stellplätze entsiegelt. Entlang der Straße wurden sechs neue Bäume gepflanzt und der Wurzelraum der neuen Bäume teilweise miteinander vernetzt. Dies kommt der Vitalität der Bäume zugute und es kann mehr Regenwasser gespeichert werden. Durch die Verdunstung über die teilentsiegelten Belagsflächen, die zusätzlichen Grünflächen und die Bäume entsteht ein kühleres Mikroklima.

Schwammstadtelemente

Bei der Bergstrasse Luzern wird das anfallende Niederschlagswasser über wasserdurchlässige Beläge und Baumrigolen versickert. Durch die neu gepflanzten Bäume wird die Verdunstung gefördert. Die Bergstrasse wurde nicht für eine bestimmte Wiederkehrperiode eines Regenereignisses geplant.

Die Bergstrasse wurde vegetationstechnisch mit neuen Bäumen ausgestattet. Gerade bei den Bäumen wurde darauf geachtet, besonders klimaangepasste Arten zu wählen. Bei der Wahl des Substrates wurde darauf geachtet, dass die Bäume langlebig sind und das Wachstum fördern. Um den Bäumen ein optimales Bodenvolumen zu gewährleisten, wurde unter den Schichten des Baumsubstrates und des Ökobelages mit Fundationsschicht und Sickerrohr eine Skelettkiesschicht eingebaut und der Untergrund gelockert. Zum Schutz der Bäume wurden die Baumscheiben mit Findlingen gesichert. Ausserdem werden sie vor Salzeintrag geschützt.

Auswahl der Baumart

An der Bergstrasse wurde die Baumart Traubenkirsche der Sorte Schloss Tiefurth gepflanzt. Diese Art ist an wechselnde Bodenfeuchte angepasst und verträgt sowohl feuchte als auch sehr trockene Witterungsperioden. Damit ist diese Baumart optimal für den innerstädtischen Bereich geeignet. Die Traubenkirsche ist auch besonders leistungsfähig. Sie wächst relativ schnell und ist vor allem in Bezug auf die Verdunstungsleistung sehr effizient. Die Verdunstung macht 20% der Kühlleistung aus, die direkte Beschattung 80%. Die Sorte «Schloss Tiefurth» gehört zu den schmalkronigen Bäumen.

Nutzen und Wirkungen des Projektes

Die teilentsiegelten Belagsflächen, die zusätzlichen Grünflächen und die Bäume erzeugen ein kühleres Mikroklima und fördern die Verdunstung. Der Oberflächenabfluss kann durch die erhöhte Versickerungsfähigkeit verringert werden und das Regenwasser wird längerfristig zurückgehalten. Diese Wirkungen werden zudem unterstützt durch die Vernetzung des Wurzelraums zwischen den Baumstandorten, was wiederum auch der Baumvitalität zugute kommt.

Unterhalt

Der Unterhalt der Bergstrasse in Luzern ist geregelt. Die unbefestigten Parkplätze werden durch das Strasseninspektorat unterhalten. Für die Grünflächen und die Vegetation ist die Stadtgärtnerei zuständig. Die Bergstrasse Luzern wurde im Rahmen einer Bachelorarbeit bewertet.

Gewonnene Erkenntnisse

Die Bergstrasse konnte deshalb erfolgreich umgesetzt werden, weil der Fokus auf der Erprobung einer neuen Bauweise lag, um gezielt Aspekte der Klimaanpassung zu integrieren. In erster Linie ging es darum, die Lebensbedingungen der Stadtbäume zu verbessern. Die Argumente für eine Vergrößerung des Wurzelraumes führten schließlich zur Umsetzung der Massnahmen.

Schwierigkeiten bereiteten die Auswahl der richtigen Baumart, die Planung und Mischung eines geeigneten Substrates sowie die konkrete Ausgestaltung der Übergangsbereiche zwischen dem konstruktiven Strassenbau und den Baumscheiben/Baumstandorten. Insbesondere die Gestaltung und Ausführung der Baumgrubenränder erwies sich als Herausforderung, da es galt, die Wurzeln mittels einer speziell geformten Wurzelglocke in die richtigen Bodenschichten zu lenken.

Es gab auch Elemente, die letztendlich nicht umgesetzt wurden. Es wurde diskutiert, ob auch Strassenabwässer direkt in die Grünflächen eingeleitet werden sollten. Dies wurde jedoch nach eingehender Prüfung und Diskussion verworfen. Der Grund dafür war, dass die Grünflächen sehr klein sind und es Befürchtungen bzw. Unsicherheiten bezüglich der Wassermengen einerseits und der Schadstoffe andererseits gab, die in die Grünflächen gelangen könnten. Ausserdem sollte vermieden werden, dass die Baumscheiben durch den direkten Wassereintrag im Wurzelbereich der Bäume kolmatieren und das Substrat zur Reinigung ausgetauscht werden muss. Diese Störung sollte zugunsten eines gesunden Baumbestandes vermieden werden.

Auf die Frage nach den wichtigsten Erkenntnissen wurden folgende genannt:

«Entwässernde Bausteine sollten möglichst miteinander verknüpft werden um die anfallenden Wassermengen dezentral dosiert einleiten zu können.»

«Die angeschlossenen Flächen sollten für jeden Baustein nicht zu gross dimensioniert werden.»

«Strassenabwasser möglichst nicht direkt in Baumstandorte einleiten. Grund ist die Störung des Wurzelraums durch nachgelagerte Unterhaltsarbeiten wie z. B. Substrataustausch wegen Kolmatierung. Besser wäre aus unserer Sicht das Einleiten in Grünflächen die für die Phytoremediation geeignet sind und unterirdisch mit den Wurzelraumerweiterungen verbunden sind

«Bäume in Grünflächen etwas höher setzen nicht an den tiefsten Punkt um einen vollständigen Überstau zu vermeiden.»

«Jede Grünfläche in die Wasser eingeleitet wird braucht eine mit den richtigen Stauden bepflanzte Vorreinigungsstufe, einen Einlauf und einen Auslauf ohne direkten Anschluss an die Mischwasser Kanalisation.»

«Die Wurzelraumerweiterungen möglichst mit Gefälle auf der Sohle ausbilden, bzw. braucht es Hoch- und Tiefpunkte um den Baumwurzeln genügend Ausweichraum vor Vernässung anbieten zu können.»

«Baumrigolen nicht nach unten hin abdichten, sondern wo immer möglich die freie Wurzelausbreitung ermöglichen.»


Projektinformationen

Planung und Ausführung: 2020 – 2023

Eigentümer: Stadt Luzern

Bauherrschaft: Tiefbauamt Stadt Luzern

Architektur: B+S Ingenieure und Planer

Beteiligte Partner: ewl Rohrnetz AG & ewl Wasser AG

Kontaktperson: David Risi, Stadt Luzern

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