Albisrieder Dorfbach Zürich

Erstellt am

Aktualisiert am

Der Albisrieder Dorfbach wird hier stellvertretend für über zwanzig ehemals eingedolte Bäche porträtiert, welche die Stadt Zürich seit den späten 1980er-Jahren offengelegt hat. Der Albisrieder Dorfbach entspringt an der Flanke des Uetlibergs, umfasst acht Seitengewässer und gehört damit zu den größeren Zürcher Bachsystemen. Der Bach durchfließt den Siedlungsraum, Parklandschaften und Grünflächen. 

Offener Bachverlauf
Bachverlauf im Siedlungsraum
Bach als Naherholungsgebiet
Regenwasser-Retentionsweiher
Regenwasser-Retentionsweiher

Kategorien

 ©Bilder: Stefan Hasler

Übersicht Wirkung

intendierte Wirkung aus Sicht Regenwasser-management
  • Verdunstung fördern
  • Regenwasser langfristig zurückhalten
  • Oberflächenabfluss reduzieren
  • temporärer Rückhalt zur Brechung von Abflussspitzen
  • kontrollierte Ableitung über Notabflussweg
weitere Wirkung
  • Hitzeminderung
  • Anreicherung Grundwasser
  • Förderung Biodiversität
  • Schaffung von Spiel-, Bewegungs- und Begegnungsraum
  • Verkehrsberuhigung / -reduktion

Projektkontext

Die naturnahe Regenwasserbewirtschaftung wird in den Siedlungen der Schweiz angestrebt. Die Stadt Zürich hat seit den späten 1980er-Jahren insgesamt über 15 Kilometer eingedolte Bäche offengelegt. Zu diesen Bächen gehört auch der Albisrieder Dorfbach, der auf einer Länge von rund 2.5 Kilometern ausgedolt wurde (1.9 km auf öffentlichem und 0.6 km auf privatem Grund). Das abschnittsweise sehr naturnah gestaltete Gerinne dient der Bevölkerung als Naherholungsgebiet, enthält vielfältige ökologische Lebensräume und wertet gleichzeitig die Quartiere massiv auf. Die Fusswege entlang des Bachs bieten einen hohen Erholungs- und Erlebniswert für Kinder und Erwachsene. 

Schwammstadtelemente

Durch die Offenlegung des Albisrieder Dorfbachs wurde die Lebensqualität deutlich gesteigert: Besonders attraktiv für die Bevölkerung sind einerseits der grosszügig gestaltete und zeitweise wild anmutende Grünraum «Bachwiesen», wo der Dorfbach mitten durch einen Kinderspielplatz fliesst und andererseits die Mühle Albisrieden, die früher vom Bachwasser angetrieben wurde.   

Die Bachwiese wird bei starken Regenfällen teilweise überflutet und manchmal über längere Zeit zum Feuchtgebiet. Gegen 1000 m3 Wasser werden hier zwischengespeichert und verzögert wieder in den Bach abgegeben, womit die Wasserabflussspitze reduziert wird. Dieser naturnahe Retentionsraum dient gleichzeitig als Biotop schafft so Raum für diverse Arten.  

Bis zur Offenlegung des Dorfbaches wurde das gesamte Bachwasser der Kläranlage zugeführt und somit sauberes Bachwasser (ca. 1.5 Mio. m3 pro Jahr) mit viel Aufwand gereinigt. Ursprünglich war zur Ableitung dieses sog. «Fremdwassers» eine unterirdische Reinwasserleitung geplant. Weil die Ausdolung für Mensch und Natur viele Vorteile aufweist, wurde stattdessen der Albisrieder Dorfbach offengelegt. Das Bachwasser wird der Limmat zugeführt, wobei die Hochwasserspitze weiterhin unterirdisch abfliesst. Dies hat den Vorteil, dass nur bis maximal 200 l/s oberflächlich abgeführt werden, was ein seichtes Bachgerinne und flache Ufer erlaubt. Aus Platzgründen wäre es gar nicht möglich gewesen, die gesamte Hochwasserspitze von bis zu 8.3 m3/s (HQ 100) oberflächlich zu führen. Auch die Integration in den erwähnten Kinderspielplatz wäre aus Sicherheitsgründen kaum in Frage gekommen. 

Seit der Offenlegung nimmt der Dorfbach nun unverschmutztes Regenwasser von Dächern und Fusswegen aus den angrenzenden Siedlungen auf, welches vorher in die Kanalisation eingeleitet wurde. Damit konnten auch die Mischwasserentlastungen reduziert werden. Gleichzeitig stellen die Grünverbindungen wichtige und wertvolle ökologische Vernetzungselemente dar. 

Gewonnene Erkenntnisse

Für die erfolgreiche Umsetzung des «Bachkonzeptes» war eine interdisziplinäre Zusammenarbeit notwendig. IngenieurInnen (Hydrologie und Hydraulik), LandschaftsarchitektInnen (Gestaltung), BiologInnen (ökologische Wirksamkeit), JuristInnen (Durchleitungsrechte etc.) und der Unterhaltungsdienst (Erstellung eines bachspezifischen Unterhalts- und Pflegekonzeptes) arbeiteten eng zusammen. Darüber hinaus wurden weitere Personen in das Projekt einbezogen, wenn zusätzliche Fachmeinungen erforderlich waren. Durch diese Zusammenarbeit ist es gelungen, die eingedolten Bäche wieder freizulegen und den AnwohnerInnen Raum zur Erholung in der Natur zu bieten. Darüber hinaus konnte Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten geschaffen werden, die sonst in der Stadt eher selten sind. 

Projektinformationen

Eigentum: Stadt Zürich & Private

Planung: Entsorgung + Recycling Zürich

Weitere Informationen